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Erster Freizeitpark Traveller Zeitungsartikel

Freizeitparks sind seine Leidenschaft / Artikel 09.02.2019

Erster Freizeitpark Traveller Zeitungsartikel
Erster Freizeitpark Traveller Zeitungsartikel

Murrhardt. Wenn Stefan Andter eine stressige Woche bei der Arbeit hatte oder einfach entspannen möchte, muss er nicht lange überlegen, was er tut. Der 27-Jährige macht sich dann auf den Weg zu einem Freizeitpark. Diese Erkundungen hat er viele Jahre so intensiv betrieben, dass er nun anderen Tipps geben kann – als der „Freizeitpark-Traveller“.

 

Den Grundstein haben die Eltern gelegt. Stefan Andter zeigt auf ein Foto, auf dem er als einjähriger Steppke mit seinem Vater im Europapark Rust zu sehen ist. Einmal im Jahr ging es zu den professionellen Unterhaltungsweltenbauern. Später als Jugendlicher hat sich Stefan Andter dann mit Freunden aufgemacht, um einen neuen oder bekannten Park zu besuchen.

 

Aufgewachsen in Murrhardt, begleitet ihn dieses ungewöhnliche Hobby immer noch, das er heute auch mit einem eigenen Blog inklusive Tipps, Berichten und Livestorys in Bild und Film recht professionell betreibt. Es gibt Parallelen zu seiner Arbeit, gleichzeitig ist die Entspannungszone auch klar abgegrenzt. Als Marketingkaufmann einer Internetagentur in Stuttgart gehören klassische und soziale Medien und Kommunikation einerseits zum täglichen Geschäft, andererseits ist ein Freizeitparkbesuch für Stefan Andter ein Ausstieg aus dem Alltag und die Eintrittskarte in eine völlig andere Welt.

Mit seinen Erfahrungen möchte er anderen Freizeitparkgästen weiterhelfen

„Ich hab auch mal überlegt, ob ich vielleicht in einem Freizeitpark arbeiten möchte. Aber dann würde ich mein Hobby und dieses Aussteigenkönnen verlieren. Jetzt ist es eine gute Mischung“, sagt der 27-Jährige. Über die Parkreisejahre hat sich eine Menge Spezialwissen angesammelt. 2017 gründete Stefan Andter seinen eigenen Blog, auf dem er aktuell und gezielt berichtet. Über Facebook hat er mittlerweile 22 670 Follower, auf Instagram sind es 5270 und Youtube 630.

 

Mit seinen Erfahrungen möchte er anderen Freizeitparkgästen weiterhelfen. Angesichts des Gelds, das so ein Besuch für die ganze Familie kosten kann, sind dies ganz allgemeine praktische Dinge wie Orientierung oder günstige Tage, aber auch Parkspezifika wie bestimmte Attraktionen. Wichtig ist ihm dabei „ein freundschaftlicher Ton, das soll nicht oberlehrerhaft rüberkommen“. Angst, dass ihm dann bei seinem Blog einmal der Stoff ausgehen könnte, muss er angesichts des Fleißes, mit dem immer wieder neue Shows, Landschaften und Sinneswelten geliefert werden, nicht haben.

 

Im Vergleich zu seinen jüngeren Jahren haben sich die Parks in dieser Hinsicht deutlich entwickelt. „Das heißt, es wurde und wird sehr viel Geld investiert“, sagt der Freizeitpark-Traveller. Beispielsweise sei es heute nicht mehr so, dass die Besucher bei einer Achterbahn oder anderen Erlebnisfahrten einfach nur anstehen. Auch die Wartezeit ist mit Angeboten ausgestattet - sei es eine geschichtliche Dokumentation oder andere Arten der medialen Einstimmung. Andere Beispiele: Die klassische Achterbahnfahrt wird mit Virtual Reality kombiniert, um die körperlichen Reaktionen auf die Bewegung abzuschwächen und das Erlebnis angenehmer zu machen, oder es gibt umfangreiche Musicalaufführungen, die einem Besuch im Stage-Theater ähneln.

 

Was braucht es, um Stefan Andter als Profibesucher zu überzeugen? „Eine gelungene Gesamtkonzeption, also beispielsweise wenn bei einer neuen Themenwelt alles aufeinander abgestimmt ist“ und das Eintauchen perfekt macht. Das kann über die Dramaturgie der Fahrt durch eine Themenlandschaft gelingen, genauso unterstützt Musik, die manche Parks sogar selbst designen, das Erlebnis. Flankieren können zudem die kulinarischen Angebote bis hin zum Hotel- und Wellnessaufenthalt, den der Parkreisende manchmal nutzt, um die Eindrücke noch sacken zu lassen.

 

Auch wenn Stefan Andter mit dem Europapark emotional über seine frühen Erlebnisse stark verbunden ist, haben sich andere aus seiner Sicht durch ihre speziellen Schwerpunkte profiliert. Disneyland profitiere von seinen Disneycharakteren, Legoland von den Welten aus Lego. Efteling ist mit seinen ausgedehnten, weitläufigen Grünflächen wieder ganz anders als Phantasialand, bei dem viel auf überschaubarer Fläche unterkommen muss beziehungsweise oft komplett neu gestaltet wird, erzählt er.

 

Als Blogger und Profibesucher ist er mittlerweile auch auf einige der Parks zugegangen. Beim Disneyland ist er Online-Botschafter, mit weiteren Betreibern bestehen Partnerschaften. Ist es da nicht schwer, sich eine gewisse Unabhängigkeit zu bewahren? Stefan Andter glaubt trotzdem, dass er sich ein unbefangenes Bild machen und auf seinem Blog Positives und Negatives schildern kann. „Ich denke, die Parks wollen sich ja auch verbessern, und ich wäre nicht authentisch, wenn ich ausschließlich loben würde. Das registrieren ja auch die Follower.“

Aber er hat als Fan auch eigene Strategien entwickelt, dazu gehört eine Jahreskarte seiner Favoriten, die den Besuch schon deshalb entstresst, weil er nicht alles in ein Wochenende oder sogar einen Tag packen muss. Gibt es denn dann überhaupt noch negative Punkte auf seinen Touren? Auch Stefan Andter ist es schon passiert, dass er in den Ferien einen Tag erwischt hat, an dem er allein eine Stunde benötigte, um von der Autobahn zum Parkplatz des Freizeitparks zu gelangen. Wenn derart viel los ist, wird es mit einem entspannten Besuch schwierig. „Ich finde auch, dass immer noch zu viel Plastikmüll entsteht, oft an Stellen, an denen es nicht nötig wäre“, sagt er. Für die im Plastikschälchen verpackte Portion Butter beispielsweise gebe es eigentlich schon eine Alternative – einen Butterautomaten, an dem sich Gäste das einfach mit einem Knopfdruck abholen könnten.

 

Bleibt die Frage, ob man den Freizeitpark-Traveller überhaupt noch überraschen kann. Doch. Im vergangenen Jahr hat Stefan Andter eine ungewöhnliche Showproduktion im Parktheater von Efteling erlebt, die ihn tief beeindruckt hat. „Das Stück kommt ganz ohne Sprache aus, erzählt auf emotionaler Basis von Grundthemen wie Liebe und Tod.“ Anders als sonst würden oft auch ernstere Aspekte beleuchtet.

Der 27-Jährige jedenfalls ist bereit für weitere Abenteuer, auf bekanntem und neuem Terrain. Im Sommer steht der Besuch eines dänischen Freizeitparks an, und im Januar 2020 plant er eine mehrwöchige Reise nach Orlando in den USA. „Dort sind 10 bis 15 Parks auf einem Fleck, das ist das Mekka für Fans.“

 

Quelle: Regionalzeitung Murrhardt (Rems-Murr-Kreis) am 09.02.2019