Interview mit der Murrhardter Zeitung
Auszug der Murrhardter Zeitung 15.04.2023
Stefan Andter (31) aus Murrhardt gibt als „Freizeitpark-Traveller“ Tipps. Im Juli erscheint sein zweites Buch. Wenn es darum geht, die Angebote zu beurteilen, ist für ihn die Stimmigkeit des Gesamterlebnisses entscheidend. Seine Empfehlungen umfassen aber auch ganz praktische Hinweise.
MURRHARDT/STUTTGART. Welche Freizeitparks sind die besten? Und welche Attraktionen und Restaurants sollte man dort auf keinen Fall verpassen? Die Antworten kennt Stefan Andter aus Murrhardt. Als „Freizeitpark-Traveller“ veröffentlicht er Tipps und Tricks zu Vergnügungsparks in ganz Europa. Was vor sechs Jahren mit einem Blog begann, hat sich inzwischen zu einem kleinen Unternehmen entwickelt (wir berichteten). Im Juli erscheint Andters zweites Buch. Stefan Andters Instagram-Auftritt hat über 25000 Follower. Er bloggt, veröffentlicht Podcasts und bietet haufenweise Merchandiseartikel zum Kauf an. Sein erstes eigenes Buch, ein Reiseführer zu den besten Freizeitparks in Europa, musste wegen der hohen Nachfrage nachgedruckt werden, bevor es überhaupt in den Läden stand.
Trotzdem hat der 31-Jährige „einen ganz normalen Bürojob“. 35 Stunden die Woche arbeitet er als Produktmanager im Bereich Zahnmedizin. „Wenn ich mich selbstständig machen würde, hätte ich den Druck, noch mehr liefern zu müssen“, sagt er. So könne er weiter frei entscheiden, worüber er berichte und worüber nicht. Kritik findet man dennoch nur selten auf seinem Blog. „Ich poste schon auch Sachen, die mir nicht gefallen“, erklärt der 31-Jährige. „Ich könnte auch meine Bühne nutzen, um mich zu echauffieren und damit Reichweite zu machen.“ Das widerspreche aber seinem positiven Grundnaturell. Außerdem wisse er ja, worauf er sich einlasse. „Nach Corona bin ich einfach nur froh, dass die Parks überhaupt geöffnet haben.“
Die Coronamaßnahmen haben die Freizeitparkbranche hart getroffen. Personalmangel und hohe Energiepreise spitzen die Lage zu. Dennoch wurde in den letzten drei Jahren viel investiert. Neue Achterbahnen und Shows sollen Besucher anlocken. Stefan Andters Highlight: die neue Drohnenshow im Disneyland. Die unbemannten Flieger erleuchten dabei das Dornröschenschloss beim abendlichen Feuerwerk. „Da bekomme sogar ich noch eine Gänsehaut.“ Mit Spannung hat er die Eröffnung des neuen Wingcoasters „Maximus“ im Legoland zum Saisonstart erwartet. Ebenso freut Andter sich auf den neuen Themenbereich „Kroatien“ im Europapark, der 2024 eröffnen soll. Als Insider wusste er außerdem, an welchen spannenden Neuheiten im Schwaben-Park getüftelt wurde. Natürlich hat er darüber Stillschweigen bewahrt. Stefan Andter ist in Murrhardt aufgewachsen. Er lebt inzwischen in Stuttgart. Die Begeisterung für Freizeitparks entstand schon im Kindesalter. Einmal im Jahr – „es war ja damals schon teuer“ – ging es mit der Familie in den Europapark. Mittlerweile verbringt der 31-Jährige etwa jedes zweite Wochenende in einem Park.
Der „Freizeitpark-Traveller“ ist kein Achterbahnfreak, der jede Schraube an den Fahrgeschäften kennt und Herstellerdetails herunterbeten kann. Er ist auch kein „Counter“, der zählt, mit wie vielen Fahrgeschäften er bereits gefahren ist. Ihm geht es um das Gesamterlebnis. Das spiegelt sich auch in seinen Tipps wider. Seine liebste Attraktion ist „Chiapas“, eine Wildwasserbahn im Phantasialand. Musik, Thematisierung, Fahrgefühl – da passe einfach alles zusammen. Das Phantasialand wird auch in Stefan Andters neuem Buch behandelt, das im Juli erscheint: „Die 30 besten Erlebnisparks Deutschlands“. Berücksichtigt werden dabei diesmal auch Wasserparks und Thermen. Blog und Bücher sollen den Lesern helfen, sich gut auf einen Parkbesuch vorzubereiten. „Viele Menschen wissen zum Beispiel nicht, dass man in Disneyland Paris zwei Monate vorab einen Tisch im Restaurant reservieren muss.“ Wer darüber nicht informiert ist, hat kurzfristig kaum eine Chance, einen Platz zu ergattern. In den meisten Parks könne man außerdem gar nicht alles an einem Tag erleben. Deshalb empfiehlt Stefan Andter, vorher zu überlegen, was am Ende des Tages abgehakt sein soll. Familien rät er außerdem, vor dem Besuch der Fahrgeschäfte Mindestalter und Mindestgrößen für Knirpse zu prüfen. Schon zu oft habe er heulende Kinder erlebt, die vom Personal aus Sicherheitsgründen abgewiesen wurden.
Sind Freizeitparks Energieverschwender?
Seit Beginn des Ukrainekriegs ist die Bevölkerung zum Energiesparen aufgerufen. Kann man da noch ohne schlechtes Gewissen in einen Freizeitpark gehen? „Dass so ein Park einen Haufen Energie benötigt, kann man ja nicht schönreden“, sagt Andter. Er sehe aber die Bemühungen der Branche, sich weiterzuentwickeln. Viele Parks versorgen sich mit eigenen PV-Anlagen. Auch in Richtung Nachhaltigkeit sei Bewegung drin. So würden zum Beispiel Mehrwegsysteme in den Restaurants eingeführt, um Müll zu vermeiden. Die Besucherzahlen sprechen für die Parks. Der Schwaben-Park verkaufte 2022 mehr Jahreskarten als je zuvor. Sechs Millionen Besucher, und damit so viele wie nie zuvor, kamen vergangenes Jahr in den Europapark.